Zukunftssicher mit VUCA und BANI agieren
Von VUCA haben Sie mit Sicherheit gehört. Vermutlich auch schon öfter, denn dieses Akronym und das dahinterliegende Modell begleiten Unternehmen schon seit langer Zeit, genauer gesagt seit den 1980er Jahren. Es ist das Konzept, auf dem agile Denkweisen, Projekt- und Unternehmensstrukturen fußen, und dessen Name häufig im Zusammenhang mit Change-Vorhaben fällt. In den 80ern, 90ern und auch 2000ern hat das Modell treu gedient, war ein Rahmenwerk, an dem man sich ausrichten konnte. Aber natürlich hat sich die Welt gewandelt – und zwar schnell. Es ist chaotisch geworden. Genau hier setzt ein neues Modell, ein neues Akronym, an: BANI. Es trifft den Kern dessen, was viele Menschen empfinden, wenn sie versuchen, die aktuellen Herausforderungen zu verstehen und zu meistern. BANI reflektiert die Zerbrechlichkeit (Brittle) von Systemen, die Ängstlichkeit (Anxious) in der Gesellschaft, die Nichtlinearität (Non-linear) von Ursache und Wirkung sowie das Unverständliche (Incomprehensible), wenn selbst Experten die Komplexität nicht mehr durchdringen. Wo liegen die Unterschiede zu VUCA? Und wie können Sie BANI für Ihr Unternehmen nutzen?
Nach diesem Blogbeitrag wissen Sie es:
Definition VUCA
Obwohl VUCA schon seit ein paar Jahrzehnten in den Führungsetagen und Business-Schools gelebt und gelehrt wird, lohnt sich der Blick auf die Bedeutung. So fallen auch die Unterschiede zum BANI-Modell schnell ins Auge – und es wird deutlich, warum wir neue Ansätze brauchen.
Volatilität: Volatil bedeutet so viel wie unsicher oder schwankend. Zu VUCAs Geburtsstunde, kurz nach dem Ende des Kalten Kriegs, traf das auf relativ viele Bereiche des täglichen Lebens zu: Aktienmärkte, Geschäftsmodelle, selbst Friedensabkommen. In der darauffolgenden Zeit, in der VUCA mehr und mehr Eingang in die Unternehmen gefunden hat, beschrieb es auch die Kundenwünsche, die sich teils schnell änderten und noch schnellerer Reaktionen bedurften.
Ungewissheit: Langfristige Planungen und Prognosen wurden immer schwieriger. Insbesondere aufgrund der Volatilität. Märkte, technische Disruptionen, Globalisierung – diese und weitere Faktoren sorgten dafür, dass vieles nicht mehr vorhersehbar war. Ein Grund, aus dem immer mehr Unternehmen auf agile Denk- und Arbeitsweisen setzen, um handlungs- und marktfähig zu bleiben.
Komplexität: Ursache und Wirkung waren nicht mehr glasklar miteinander in Verbindung zu bringen. Umso wichtiger wurde Flexibilität im Denken und Handeln.
Ambiguität: Immer verfügbar, ständig online. Tagtäglich erreicht uns eine Vielzahl an Informationen und es wird zunehmend schwerer, eindeutige Schlussfolgerungen zu ziehen und zu priorisieren. Offene und transparente Kommunikation gewinnt an Bedeutung.
VUCA ist also ein passendes Modell, um eine komplexer werdende Welt zu beschreiben. Heute reicht das allerdings nicht mehr. Wir brauchen ein Modell für Chaos.
Mehr Informationen zu VUCA erhalten Sie in diesem Blogbeitrag.
Definition BANI
Zu Beginn der Corona-Pandemie veröffentlichte der amerikanische Zukunftsforscher Jamais Cascio sein Essay „Facing the age of chaos“ und führte aus, warum VUCA seiner Meinung nach ausgedient hat und BANI die Zukunft ist. Auf den ersten Blick klingt das alles sehr düster und apokalyptisch, aber das Gegenteil ist der Fall. BANI bietet Unternehmen und auch Einzelpersonen einen Rahmen, um den Zustand der Welt akkurater zu beschreiben. Und sich in der Konsequenz auch besser darin zurechtzufinden beziehungsweise auf künftige Herausforderungen einzustellen.
Brittle: Das englische Wort „brittle“ kann mit brüchig oder spröde übersetzt werden. Ein brüchiges System ist anfällig für Versagen – und zwar für plötzliches. Es kann so aussehen, als ob das System wunderbar funktioniert, absolut gesund und stark ist, bis zu dem Moment, in dem es komplett zerbricht. Dabei entsteht dieser spröde Zustand aus dem Wunsch heraus, die Effizienz zu steigern und das Maximum aus etwas herauszuholen – ein Beispiel aus der Agrarwirtschaft wäre die Konzentration auf lediglich eine Kulturpflanze, um so den Ertrag maximal auszureizen. Bis ein Schädling oder klimatischer Effekt die gesamte Kultur zerstört und der Gewinn von jetzt auf gleich gegen Null geht. Heutzutage gibt es viele Systeme, bei denen wir auf maximale Effizienz angewiesen sind, insbesondere durch die globale Vernetzung. Wenn eins dieser Systeme in einem Bereich der Welt einknickt, zieht der Domino-Effekt sich mitunter einmal rund um den Planeten.
Anxious: Zu Deutsch ängstlich oder besorgt, das ist ein Gefühl, das wir häufig in uns tragen, weil wir eine Welt geschaffen haben, die Unsicherheit befeuert. Egal, ob es die Nachrichten-App ist, die in Erwartung der nächsten Hiobsbotschaft ständig aktualisiert wird, oder das Social-Media-Netzwerk, das reißerischen (negativen) Posts den Vorzug vor positiven gibt. Unabhängig davon, ob sie faktisch korrekt sind. Die Gefahr besteht darin, in eine Art Angststarre zu verfallen; eine Passivität, weil das Gefühl aufkommt, so oder so nichts ändern zu können.
Non-linear (nicht-linear): Die Zusammenhänge von Ursache und Wirkung sind verschoben und teils nicht oder nur schwer nachvollziehbar. Etwas, für das wir uns mit viel Elan einsetzen, kann wirkungslos verpuffen und umgekehrt passiert es, dass eine Kleinigkeit ungeahnte Folgen nach sich zieht – und diese teilweise mit großer zeitlicher Verzögerung. Nehmen wir das Klima als Beispiel. Die Veränderungen und das Chaos, das wir jetzt spüren, ist zu einem Großteil auf die Kohlenstoff-Emissionen zurückzuführen, die bis in die 80er in großem Maße in die Atmosphäre geblasen wurden. Aber selbst, wenn wir vor zwanzig Jahren etwas geändert hätten, die Folgen wären heute noch immer spürbar. Sich damit auseinanderzusetzen stellt das menschliche Gehirn vor eine große Herausforderung, denn für diese Dimensionen ist es biologisch und evolutionär nicht ausgerichtet.
Incomprehensible oder zu Deutsch „unverständlich“ beschreibt schlussendlich die Tatsache, dass wir vieles in unserer Welt nicht mehr verstehen. Das liegt zum Großteil an den drei zuvor genannten Faktoren. Wie können Systeme vom einen auf den anderen Tag zerbrechen, wo sie doch so gesund gewirkt haben? Wieso tritt jetzt erst eine Wirkung auf, wenn ich mich kaum noch an die Ursache erinnern kann? Auch mehr Informationen, mehr Daten, helfen nicht – sie verstärken nur das Grundrauschen, den White Noise, in unseren Köpfen. Und auch hier haben und erschaffen wir momentan noch Systeme, die diese Unverständlichkeit füttern. Das beste Beispiel? Algorithmen, die komplex programmiert sind, einer inhärenten Logik folgen und so zu ihren Ergebnissen kommen. Nur verstehen auch ihre Entwickler diese Logik nicht immer.
Gegenüberstellung VUCA und BANI
Beide Konzepte helfen Ihnen, Strategien zu entwickeln, um in einer Welt zu navigieren, die oft als undefiniert und herausfordernd empfunden wird. Trotzdem gibt es einige Unterschiede.
VUCA war von den Nachwehen des Kalten Kriegs geprägt und beschreibt eine mehrdeutige und komplexe Welt. BANI geht tiefer, beziehungsweise trägt dem Umstand Rechnung, dass wir neue Konzepte und neue Worte für den Zustand der Gesellschaft brauchen. Dafür greift VUCA zu kurz. BANI spricht nicht mehr von Zweideutigkeit, sondern schlicht von Unverständlichkeit, unsere Systeme sind nicht mehr nur komplex, sie sind nicht-linear. Das Kind beim Namen zu nennen, hilft nicht nur dabei, neue Strategien zu entwickeln – es tut auch einfach gut. Es nimmt Druck und fördert Verständnis.
Die erweiterte BANI-Perspektive ist essenziell, da Unternehmen sich an kontinuierlich wechselnde Herausforderungen anpassen müssen. Sei es durch pandemische Ereignisse, ökologische Veränderungen, wirtschaftliche Schwankungen oder geopolitische Konflikte. Um in dieser Ära erfolgreich zu sein, ist es unabdingbar, Strategien zu entwickeln, die sowohl die VUCA- als auch die BANI-Bedingungen berücksichtigen.
Wie BANI Führungskräften helfen kann
Also stehen wir kurz vor der Katastrophe? Nein. Nur mal wieder vor einer neuen Welt. Und genau dafür ist BANI unglaublich wertvoll: Es hilft Führungskräften und Unternehmen, in unbekannten Gewässern zu navigieren. Rahmen- oder Sense-Making-Modelle wie BANI regen dazu an, Flexibilität in Unternehmen zu leben und mit einer neuen Sichtweise beziehungsweise einem sensibilisierten Mindset auf Mitarbeiter zuzugehen. Führungskräfte, die sich an Konzepten wie BANI ausrichten, können bessere Entscheidungen treffen und Organisationen auf robustere Füße stellen. Wenn Führungskräfte sich mit den Risiken einer BANI-Welt beschäftigen, haben sie ihr einiges entgegenzusetzen.
Brüchigkeit mit Resilienz und Risikomanagement begegnen: Ob es eine Diversifizierung des Angebots ist oder ein wirklich durchdachter Plan für unvorhergesehene Ausfälle: Wer sowohl auf menschlicher als auch auf Produktebene vorbeugende Maßnahmen entwickelt, ist einem zerbrechenden System nicht hilflos ausgeliefert.
Ängstlichkeit mit Empathie ausgleichen: Offene, transparente Kommunikation, eine etablierte und faire Fehlerkultur sowie Empathie beziehungsweise Sorgen, die ernst genommen werden, etablieren eine Unternehmenskultur, die Sicherheit vermittelt.
Nicht-linearem mit agilen Methoden begegnen: Starre Strukturen und Pläne helfen nicht, wenn das Ergebnis nicht vorhergesehen werden kann. Wer es noch nicht tut, sollte spätestens jetzt damit anfangen, agile Werte, Denk- und Arbeitsweisen im Unternehmen einzuführen, um schnell und flexibel auf neue Erkenntnisse reagieren zu können.
Unverständlichkeit verlangt nach Intuition und ebenfalls nach klarer Kommunikation. Warum werden in Ihrem Unternehmen Entscheidungen getroffen, wie sie getroffen werden? Was bedeutet das für Sie, für Ihre Mitarbeiter, für die nächsten Jahre? Hinterfragen Sie und geben Sie gleichzeitig Antworten.
Fazit: VUCA und BANI - ein Plan im Chaos
VUCA hat den Fokus auf Schnelligkeit und Flexibilität gelegt – beides Eigenschaften, die Unternehmen auch heute noch brauchen. Mit BANI findet wiederum ein Umdenken statt. Jetzt geht es um resiliente Strukturen, um Transparenz, um Risikobereitschaft und den Mut, Wege zu gehen, deren Ende nicht vorhersehbar ist. Beide Ansätze helfen Unternehmen dabei, die Anforderungen der heutigen Welt zu meistern – oder im Falle von BANI erst einmal zu benennen. Auch das ist ein wichtiger Schritt.